Die Palmen | Sie wachsen sowohl in Rio als auch an der Hertener Copacabana. Die lebendigen Exemplare vor dem Eingang sind weggekarrt worden – gestohlen, wie die Leiterin der Freizeitoase mitteilt. Wer zum Teufel klaut Palmen im Ruhrgebiet? In der Schwimmhalle sind sie fest in den Boden einbetoniert. In zentraler Anordnung schmücken sie die weiß gekachelte Apsis mit nahezu sakralem Charakter wie ein Kreuz über dem Altar einer Kirche.
Abermillionen Jahre bevor ihre Inkohlung begann, war sie in den Ruhr-Tropen beheimatet. Heute führt sie ihren Siegeszug fort aus Plastik, als Schlüsselanhänger oder anthropogen fortgepflanztes Sinnbild einer kollektiven Sehnsucht nach dem Paradies. Neben Hummer und Ananas zierte sie früher sowohl den Spiegelsaal der Ruhrbarone und Industriemagnaten als auch die prächtigen Parkanlagen in Gleiwitz oder Mühlheim und scheint in der deutschen Postmoderne ein Ersatz für die verstaubte Deutsche Eiche zu werden.